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Verschwundene Zeichen

- Poeler Hausmarken - 

Hausmarken, auch Hauszeichen genannt, sind Eigentumszeichen, mit denen die Menschen schon seit dem 12. Jahrhundert ihren Besitz kennzeichneten. Dabei waren die Hausmarken stets mit dem Hof verbunden und blieben auch nach einem Besitzerwechsel bestehen. Sie waren, daher auch der Name, an den Häusern, aber auch auf dem sonstigen unbeweglichen und beweglichen Besitz eines Hofes angebracht. Dadurch ließen sich neben dem Haus auch andere Sache klar ihrem Eigentümer zuweisen. Das war wichtig, damit z.B. nach Gemeinschaftsarbeiten die Arbeitsgeräte wieder ihre rechtmäßigen Besitzer fanden. Auch waren die allermeisten Menschen des Lesens und Schreibens unkundig und eine Hausmarke ließ sich gut einprägen und wiedererkennen. Aus dem gleichen Grund dienten die Hausmarken auch als Unterschriftenersatz beim Abschluss von Verträgen. Oft wurde in diesen Verträgen dann auch darauf hingewiesen, dass es sich um Haus- oder Merkzeichen handelt.

Auf Poel hielten sich diese Hausmarken bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und man fand sie ausnamslos an allen Bauernhäusern - sowohl im lübischen, wie auch im schwedischen Teil der Insel. Die alten Poeler erinnerten sich seinerzeit, dass sich die Hausmarken auf einer ca. 30 x 30 cm großen, gebrannten Ziegeltafel befanden, die über den Türbalken der Häuser fest eingemauert waren. Nach der Separation der Feldmarken in den 1830er Jahren und der damit einhergehenden Umgestaltung der Höfe gingen diese Hausmarken mit dem Abriss der alten Bauernhäuser verloren. So fanden sich 1854 nur noch zwei alte Häuser, die eine Hausmarke trugen; eines in Niendorf und das andere am alten Wohnhaus der Brandenhusener Schulzenfamilie Evers. Doch auch diese beiden alten Häuser wichen schon bald neuen Bauten und mit ihnen verschwanden auch diese beiden letzten Hausmarken. Heute findet man noch einige dieser Hausmarken in alten Protokollen und Verträgen. Auf Poel selbst finden sich nur noch ganz wenige dieser sonst verschwundenen Marken und dann sicher nicht dort, wo man sie vermuten würde!

Oftmals setzen sich die Haumarken nur aus Längs-, Quer- und Schrägstrichen zusammen und auf den ersten Blick mag man an germanische Runen denken, weisen Hausmarken doch teilweise eine gewisse Ähnlichkeit zu diesen auf. Jedoch sind die Hausmarken nicht aus Runen entstanden und die Ähnlichkeit ist eher zufällig. Hinzu kamen weitere Formen wie das Kreuz oder der Kreis. Später mag man auch Gegenstände des Alltags in den Hausmarken erkennen, wie Rad, Sanduhr, Fenster, Hufeisen oder ähnliches. Mit der langsam fortschreitenden Alphabetisierung fanden auch Buchstaben in Form von Initialien Eingang in die Gestaltung der Hausmarken oder bestanden ausschließlich aus solchen. Bild rechts: Hausmarke des Malchower Schulzen Hans Fehrmann auf einem Schuldschein von 1659. Nebenbei angemerkt: Claus Post, der auf dem Schuldschein erwähnte Gläubiger von Hans Fehrmann ist mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater!

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Das sogenannte "eiserne Inventar" der Hofstellen, also das Ackergerät wie Pflüge, Eggen, Spaten, Schaufeln, Hacken usw. wurde noch eine Zeit lang weiter mit Hausmarken versehen. Der Schmied vor Ort kannte in der Regel die Hausmarken seiner Kunden und schlug diese ohne extra Auffordderung in seine fertige Arbeit. Auch Eimer, Butterfässer, Leitern und andere hölzerne Gegenstände sowie die Säcke, in denen das Korn zur Mühle gefahren wurde, waren mit Hausmarken versehen. Wurden Brote in Gemeinschafts-Backhäusern oder beim Bäcker gebacken, wurden auch diese mit der Hausmarke versehen, um sicher zu gehen, dass man nach dem Backen auch "sein" Brot zurück erhielt. Auch das lebende Inventar, also das Vieh mit der Hausmarke gekennzeichnet und nicht zuletzt auch auf den Kirchenstühlen (die die reichen Poeler Bauern "kaufen" konnten) und Grabsteinen. So hat sich bis heute der Grabstein mit Hausmarke des Poeler Oberschulzen Jochim Schwartz in der kleinen Eingangshalle der Poeler Kirche erhalten.

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Die Hausmarke des Jochim Bernitt befindet sich neben zwei anderen auf der Rückseite des Hauptaltars in der Kirchdorfer Kirche. Die Marke ist leider undatiert und fällt zugleich durch ihre Symbolik auf. Denn im Gegensatz zu den anderen beiden dort abgebildeten und auch allen anderen bisher bekannten Poeler Hausmarken ist diese nicht aus Linien, Formen oder Buchstaben gebildet, sondern zeigt eine Mondsichel (mit angedeutetem Gesicht?) nebst einem Stern. Zudem ist sie farbig ausgeführt und wirkt dadurch repräsentativer als die anderen Hausmarken. Warum sich diese Hausmarke so sehr von den anderen abhebt, ist nicht bekannt. Auch eine Datierung dieser und der beiden anderen Hausmarken, die wohl zeitgleich angebracht wurden, ist schwierig. Jochim Bernitt und die beiden anderen erwähnten, nämlich Asmus Lembke und Hinrich Steinhagen, könnten Ende des 16. Jahrhunderts gelebt haben, denn nur für die Zeit von 1584-1590 lassen sich drei Poeler selben Namens belegen: Asmus Lembke in Fährdorf, Hinrich Steinhagen in Vorwerk und Chim (=Jochim) Bernitt in Malchow.

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Poeler Hausmarken:


Asmus Lembke, Fährdorf?, auf der Rückseite des Hauptaltars in der Kirche, wohl um 1585

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Hinrich Steinhagen, Vorwerk, undatiert, auf der Rückseite des Hauptaltars in der Kirche, wohl um 1585

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Hans Fehrmann, Schulze zu Malchow, auf einem Schuldschein von 1659

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Asmus Lembke, hier schon eher ein Monogramm, auf einem Protokoll von 1661

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Marx Bernitt, auf einem Protokoll von 1683

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Hinrich Fick, Kirchdorf, auf einem Vertrag vom 19. September 1683

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Jochim Schwartz, Oberschulze zu Schwarzenhof, auf seiner Grabplatte in der Kirche, vor 1700

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Andreas Fehrmann, Schulze zu Weitendorf, auf einem Vertragsfragment vom 18. November 1695

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Harm Bernitt, Schulze zu Timmendorf, auf einem Vertragsfragment vom 18. November 1695

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Hans Glüder, Hauswirt zu Kirchdorf, auf einem Vertragsfragment vom 18. November 1695

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Hinrich Lütge, in einem Protokoll vom 14. November 1750

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Evers, Oberschulzenfamilie zu Brandenhusen, noch bis 1854 am alten Schulzenwohnhaus

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nicht zuzuordnen, noch bis 1854 an einem alten Haus in Niendorf, nach einem Bericht von 1855

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